E-Learning ist in Wirtschaft und Wissenschaft
ein wichtiges Thema. Dank großzügiger
Fördertöpfe durch den Verkauf von UMTS-Lizenzen
konnte in den letzten Jahren bundesweit kräftig
in den Auf- und Ausbau von virtuellen Hochschulen
investiert werden.
Angesichts eines allgegenwärtigen Sparzwanges
versiegen die Fördermittel und viele Projekte
kämpfen mit dem Problem der fehlenden Anschlussfinanzierung.
Die Virtuelle Hochschule Bayern kann sich hier
glücklich schätzen. Sie ist als mittlerweile
reguläre Institution des Freistaates Bayern
davon nicht betroffen.
Die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) ist
keine eigene Hochschule, wie der Name vielleicht
vermuten ließe, sondern eine Verbundeinrichtung
von derzeit neun staatlichen Universitäten,
17 staatlichen Fachhochschulen sowie sieben weiteren
Hochschulen in Bayern. Entstanden ist sie im Jahr
2000 im Rahmen der "High-Tech-Offensive"
der Bayerischen Staatsregierung aus dem Projekt
"Neue Medien in der Hochschullehre".
Die vhb koordiniert und bündelt die vorhandenen
Initiativen im Bereich der virtuellen Lehre.
Ziel ist eine sinnvolle Verbindung von Präsenzlehre
und virtueller Lehre.
Die einzelnen Angebote werden als eine Unterstützung
gesehen, als Ergänzung zu den Präsenzveranstaltungen
und zu konventionellen Vorlesungselementen wie
Skript, Übungsaufgaben oder Tutorien. Ein
virtueller Vollstudiengang, wie zum Beispiel an
der Virtuellen Fachhochschule www.oncampus.de,
ist vorerst nicht geplant.
Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten
neuer Medien ist sehr groß.
Neben multimedialem begleitendem Vorlesungs- oder
reinem Selbstlernmaterial können komplette
Seminare und Vorlesungen oder Experimentiermöglichkeiten
im Telelabor angeboten werden. Dies hängt
ganz von den beteiligten Trägerhochschulen
ab. Die Programme werden eigenverantwortlich von
Hochschullehrern in den einzelnen bayrischen Hochschulen
entwickelt.
Fachräte der vhb sind für die inhaltliche
Planung des Angebotes verantwortlich.
Sie koordinieren die Betreuung und sichern mit
der Auswahl und Freigabe die Einhaltung festgelegter
Qualitätsstandards.
Das Programm der vhb ist vielfältig.
Es umfasst die Bereiche Informatik, Ingenieur-
und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Lehrerbildung,
Rechtswissenschaft und Soziale Arbeit sowie Schlüsselkompetenzen
wie Lern- und Arbeitstechniken oder Fremdsprachen.
Im Wintersemester 2003/2004 werden von der vhb
insgesamt rund 90 Kurse angeboten. 58 davon sind
sogenannte A-Kurse, die als fester Bestandteil
des Curriculums von speziell ausgebildeten Online-Tutoren
betreut werden. Die Kurse können als Studienleistungen
angerechnet werden. Daneben gibt es für die
Teilnehmer der vhb Ergänzungs- und Vertiefungsmodule
zu Präsenzveranstaltungen sowie Online-Hilfsmittel
wie beispielsweise Glossare, Fachinformationskataloge,
Linklisten oder Materialsammlungen.
Neben fachlichem Know-how lernen die Studierenden
gleichzeitig den selbstverständlichen
Umgang mit Internet und mit E-Learning-Programmen.
Zugeschnitten auf ihre individuellen Interessen
und unabhängig von Ort und Zeit können
sie sich einen virtuellen Lernplan zusammenstellen,
der sich gut mit den angebotenen Präsenzveranstaltungen
ihrer Heimathochschule vereinbaren lässt.
Über Kooperationen des Hochschulnetzwerkes
mit ähnlichen Netzwerken kann ein bundes-
und weltweites Netzwerk mit einem umfassenden
Ausbildungsangebot entstehen.
Davon würden nicht nur die Studierenden profitieren.
Der Austausch und die gemeinsame Entwicklung von
Lehrangeboten intensiviert auch die Zusammenarbeit
zwischen Hochschullehrern der verschiedenen Hochschulen
und Hochschularten.
Eine bundesweite Kooperation steckt jedoch noch
in den Anfängen. Im letzten Jahr gab es eine
erste Zusammenarbeit mit der Virtuellen Hochschule
Oberrhein (viror), die mit deren Projektende im
Juni 2003 und fehlenden Finanzmitteln zur Fortführung
aber wieder beendet war.
Können Hochschulen zukünftig für
sich neue Geschäftsfelder und damit neue
Einnahmequellen als Bildungsdienstleister erschließen?
Zur Zeit können nur Studierende, die an den
Trägerhochschulen immatrikuliert sind, das
Angebot der vhb nutzen. Für die Zukunft wird
auch ein Modell diskutiert, das die vhb als Plattform
lebenslangen Lernens sieht, in der sich Akademiker
auch nach ihrem Studium praxisnah weiterbilden
können.
"Die Hochschule kommt an jeden Arbeitsplatz,
in jede Wohnung". So wurde in einer Mitteilung
der TU München Wissenschaftsminister Hans
Zehetmair zum Start der vhb in 2000 zitiert. Eine
schöne Vision. Aber bis dahin wird es wohl
noch etwas dauern.
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