Nun, da die Salzburger Festspiele
vorüber sind und die Stadt allmählich
ihren gemäßigten Rhythmus wiederfindet,
kann man einen romantischen Wochenend-Ausflug planen.
Egal, ob man lieber auf Mozarts Spuren wandelt,
durch die Getreidegasse bummelt oder in kalorienreichen
Mehlspeisen schwelgt - die kurze Anreise von München
macht die Entscheidung leicht, einfach mal woanders
aufzuwachen.
Ein angenehmer Aufenthalt ist gesichert, wenn
man im Maria-Theresien-Schlössl übernachtet.
Das kleine Jugendstilschloss nahe Hellbrunn liegt
in einem verwilderten Park mit alten Bäumen
und Fischteichen. Dort schwimmen die Fische, die
abends als frischer Saibling oder Forellenfilet
auf dem Teller landen, denn das Schlössl
hat nicht nur zwölf Zimmer, sondern auch
ein feines Restaurant.
In den 30er Jahren wurde die 1901 erbaute Doppelvilla
von dem Wiener Jugendstilarchitekten Alfred Keller
umgebaut. Die von ihm gestaltete Einrichtung einer
Wiener Prachtwohnung verpflanzte er in die Salzburger
Villa und richtete damit Salon, Speisesaal und
Gästezimmer ein. Seit fast fünfzig Jahren
ist das Schlössl nun im Besitz der Familie
Schneider, die das Haus liebevoll restauriert
und um die "Belle Etage" im Park erweitert
hat.
Über knirschenden Kies gelangt man zum Hauptgebäude
und genießt auf dem Vorplatz den Blick auf
das romantisch anmutende Ensemble aus Schlösschen
und Park. Die Zimmer mit Stilmöbeln fügen
sich gut in die gepflegte Atmosphäre und
tragen zur Festigung der Vorurteile bei: In Salzburg
lebt der Tourist historisch - fehlen nur noch
die weißbestrumpften Angestellten. Diese
sind auch ohne Kniehosen und Perücke sehr
charmant und zuvorkommend.
Nach dem Frühstück fällt die Entscheidung
schwer: Spaziergang im Schlosspark Hellbrunn oder
Ausflug in die Stadt? Wie man sich auch entscheidet,
jetzt im Herbst ist alles schön: Buntes Laub
und klares Licht vergolden die geschichtsträchtigen
Anlagen und lassen die barocke Altstadt leuchten.
Diese gehört seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Mozart ist übrigens nicht der einzige berühmte
Sohn dieser Stadt. In Salzburg aufgewachsen ist
auch Georg Trakl, und manche Örtlichkeiten
gingen - wörtlich oder atmosphärisch
- in seine Gedichte ein. Stefan Zweig lebte hier
15 Jahre bis zu seiner Emigration und schrieb
in dieser Zeit viele der bekannten Biographien.
Wer mit Literaturgeschichte nichts anfangen kann,
aber dennoch historische Orte besuchen möchte,
sollte sich zum Lustschloss Hellbrunn begeben.
Mystische Grotten, wasserbetriebene Figurenspiele
und tückische Spritzbrunnen erfreuten schon
die Erzbischöfe vor vierhundert Jahren. Doch
nicht nur die Wasserspiele, auch die weitläufigen
Gartenanlagen und die prunkvollen Säle des
Schlosses laden zum Lustwandeln ein.
Zurück von der Promenade kann man den Spätsommernachmittag
im Schlössl ausklingen lassen. An einem Tisch
auf dem Rasen im Park genießt man hausgemachten
Apfelstrudel. Abends lädt das Kaminzimmer
zu langen Betrachtungen am offenen Feuer ein.
Bei einem Glas Wein oder den eigentlich als Mitbringsel
gedachten Mozartkugeln vergeht die Zeit auf angenehmste
Weise.
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