Pia Bohlen ist langjährige Netzwerkerin und
Moderatorin. Als Geschäftsführerin von
Xbyte ist sie auch mit der Konzeption von Communities
vertraut.
mediella: Was ist eine gute
Netzwerkerin?
Pia Bohlen: Für mich ist
eine gute Netzwerkerin eine Frau, die genau weiß,
was sie selbst geben kann und die behutsam aber
selbstbewusst beim Nehmen ist. Sie stellt keine
unrealistischen Erwartungen an Netzwerke, weiß,
dass eine ganze Zeit vergehen kann, bis sich das
Networking auszahlt.
Sie knüpft ihre Netze strategisch und bewusst.
Sie hat ein Gespür für richtige Gelegenheiten
und ist gleichzeitig geschäftstüchtig,
wenn es ans Verdienen geht. Sie verhält sich
geschäftlich aufrichtig, da sie weiß,
das Netzwerke auch schlechte Erfahrungen weitergeben.
Sie nutzt niemanden aus, erzählt persönliche
Mitteilungen nicht weiter und hilft anderen beim
Knüpfen anderer Netzwerke, da ihr bewusst
ist, dass daraus sekundäre Netze für
sie selbst entstehen.
mediella: Welche Rolle spielt die Moderation einer
Community?
Pia Bohlen: Die Aufgabe der Moderation
ist für jedes Netzwerk unterschiedlich.
Allgemein Erfolg versprechende Regeln für
Moderation gibt es sicher nicht. Bei einer großen
Community mit gemischtem Publikum werden an die
Moderation höhere Anforderungen gestellt
als an virtuelle Arbeitsgruppen oder Foren in
Intranets oder an kleinere Netzwerke.
Die Moderation sorgt dafür, dass die Themen
und Zielsetzung der Community beachtet werden,
damit kein Chaos entsteht, welches eine Community
zerstören kann.
Moderatorinnen sollten sich bewusst darüber
sein, dass die Kommunikation im Internet nach
ganz anderen Gesetzen verläuft, als die im
Alltag. Sie sollten entsprechend auf die Nutzer
einwirken und ein Vorbild für die gewünschte
Kommunikation abgeben. Dazu gehört beispielsweise
ein sehr klares und konstruktives und sachliches
Verhalten. Emotionalität ist leider in größeren
Gruppen schwer zu handeln und eskaliert leicht.
Am besten ist es, wenn auch die Moderation nach
festen Regeln verläuft, an die sich alle
Moderatorinnen gemeinsam halten.
Es ist einfach auch nicht jeder der Typ dafür.
Geeignet sind Netzwerkmitglieder, die neben regelmäßiger
Teilnahme an Netzen es fertig bringen, allgemein
anerkannte Mitglieder in diesen zu werden. Die
Fähigkeit sich an gewisse Regeln zu halten
ist ebenso wichtig, wie die, andere dazu zu bringen,
diese Regeln bereitwillig zu akzeptieren.
Wer dies beherrscht, ohne als Diktatorin empfunden
zu werden, hat bereits wichtige Voraussetzungen
geschaffen. Ein hohes Maß der Diplomatie
ist die Grundbedingung. Außerdem: Selbstbeherrschung
und Selbstbewusstsein, um nichts persönlich
zu nehmen!
mediella: Wie kann frau zu einer
guten Moderatorin werden?
Pia Bohlen: Ich selbst kenne keine
Weiterbildungsmöglichkeit für Moderatorinnen.
Das ganze Feld ist eigentlich auch sehr neu, und
es würde mich wundern, wenn es so etwas Allgemeingültiges
in Deutschland bereits gäbe!
Meines Erachtens ist die beste Schule die der
Erfahrung! Also in entsprechende Netze gehen,
aktiv werden und sich über einen längeren
Zeitraum einen Eindruck machen, wo die Chancen
und Schwierigkeiten der Moderation liegen.
Größere Communities, wie z.B. femity,
haben eigene Guides für Moderatorinnen aufgestellt,
in denen viele Erfahrungen bereits enthalten sind.
mediella: Ist die sogenannte
Netiquette wichtig?
Pia Bohlen: Ja, denn wenn ein
Netzwerk größer werden soll, muss es
allgemein verbindliche Regeln formulieren. Diese
werden üblicherweise in einer Netiquette
niedergelegt.
Ich bin der Ansicht, je erfolgreicher ein Netzwerk
werden soll, umso individueller und erprobter
ist die Netiquette formuliert.
Die meisten Menschen haben keine Erfahrung mit
Online-Netzwerken. Sie gehen instinktiv davon
aus, dass die üblichen Regeln des Miteinanders
gelten. Dies ist nicht so, und in der Netiquette
wird der User oftmals darauf aufmerksam gemacht.
Sie erfüllt also eine wichtige Rolle für
ein Netzwerk.
mediella: Deine Tipps für erfolgreiches Networking
Pia Bohlen: - Suche Deine Netzwerke
bewusst aus! Sie sollten sowohl vom Inhalt als
auch von den Mitgliedern her Deinen Zielen entsprechen,
die Du mit dem Networking verbindest.
- Beobachte das Netzwerk eine Weile um festzustellen,
ob es für Dich das passende ist. Und um herauszufinden,
wo Du am besten ansetzen kannst.
- Sei hilfsbereit, aber nicht blöd! Wer zuviel
umsonst gibt, der hat Probleme später Geld
dafür zu verlangen.
- Helfe nur dort, wo Du auch fachlich in der Lage
bist, zu helfen! Freundliche aber inkompetente
Hilfsbereitschaft bringt den Hilfesuchenden nicht
selten in echte Schwierigkeiten und Dich auch.
- Sei verschwiegen, wenn Dir andere etwas mitteilen.
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zu "We are community" Teil 2: Was
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