Die Münchner Stadtverwaltung
wird Microsoft den Rücken kehren und auf OpenSource-Produkte
umsteigen - eine Eintscheidung, die für einigen
Wirbel gesorgt hat. Im Vorfeld der Verhandlungen
reiste Microsoft Chef Steve Ballmer sogar eigens
aus seinem Urlaub an, um das neue Microsoft-Angebot
zu unterbreiten. Als München sich für
Linux entschied, fällte gleichzeitig die Stadt
Frankfurt ihre Entscheidung für Microsoft.
Microsoft-Produkte dominieren den Software-Markt,
insbesondere mit dem Betriebssystem Windows und
den Office-Programmen. Ein unbestrittener Vorteil
dieser weiten Verbreitung ist natürlich,
dass man die Kenntnisse, die man in einem Büroprogramm
erworben hat, überall wird einsetzen können
- und das im Zweifelsfall weltweit. Aber die Nachteile
sind gravierend: Wirtschaftlich gesehen kann eine
Firma, die ein Quasimonopol besitzt, Preise und
Konditionen diktieren - man denke nur an den höchst
umstrittenen "Aktivierungszwang" von
Windows XP, der natürlich eindeutig nicht
im Interesse der Endverbraucher ist. Und was wird
sich Microsoft denn bei der nächsten Version
einfallen lassen? Vom technischen Gesichtspunkt
her bieten die Monokultur-ähnlichen Bedingungen,
wie sie hier herrschen, eine optimale Angriffsfläche
für bösartigen Code, d.h. Viren etc.
Denn ein Virus muss nur auf die Besonderheiten
eines Betriebssystems (oder vorzugsweise eines
E-Mail-Programms) programmiert sein und kann sich
dann unkontrolliert verbreiten.
Ein beliebter Fehlschluss ist der Glaube, ein
derartiges Monopol wie wir es mit MS-Office haben,
wäre der Garant für den unproblematischen
Datenaustausch zwischen verschiedenen Anwendern.
Für den unkomplizierten Datenaustausch wären
internationale Standards und offene Formate zuständig.
D.h. jede Benutzerin arbeitet mit dem Programm,
das ihren Bedürfnissen am besten entspricht
und das Programm ermöglicht den Austausch
mit Daten anderer Anwendungen, wenn sich alle
an gewisse Standards halten. Wer außerdem
oft und komplexe Office-Dokumente zwischen verschiedenen
Office-Versionen ausgetauscht hat, weiß
auch, dass die Verwendung von MS-Office keineswegs
immer einen unkomplizierten Austausch ermöglicht.
Wenn Sie es selber ausprobieren wollen: Öffnen
Sie doch einmal ein Word-XP-Dokument mit Word-97
;-) Übrigens kann OpenOffice eindeutig besser
Word XP-Dokumente verarbeiten.
Wie vorherrschend die MS-Produkte sind, erkennt
man auch an dem so genannten "Computer-Führerschein",
einem Fortbildungskurs, der ausschließlich
Kenntnisse in der Bedienung von MS-Office-Programmen
vermittelt, aber trotzdem einen so allgemeinen
Titel trägt - als ob Computer und Microsoft-Anwendungen
gleichbedeutend wäre! Dabei gäbe es
durchaus Alternativprogramme; und bei einem solchen
Kurs sollte natürlich die grundsätzliche
Funktionsweise von Computern im Vordergrund stehen
und nicht rein die konkrete Anwendung einzelner
Programme einer bestimmten Firma.
Ein Unding sind auch Webdokumente, die nur für
bestimmte Browser programmiert sind und Surfern
mit anderen Browsern den Zugang versperren; wie
ich letztens wieder einmal bei www.angela-merkel.de
beobachten konnte, als ich die Seite mit dem Konqueror
aufrufen wollte, der ein unter Linux recht beliebten
Browser ist. Zur Begrüßung erschien
der Hinweis "Diese Site ist für Microsoft
Internet Explorer 6 und Netscape Navigator 7 optimiert.
Bitte vergewissern Sie sich, einen dieser Browser
einzusetzen!" Es mag ja noch angehen, dass
eine bestimmte Seite mit bestimmten Browsern nicht
optimal aussieht - aber bestimmte Surfer auszusperren,
kann nicht im Interesse des Website-Betreibers
und erst recht nicht im Interesse einer Volkspartei
sein. Übrigens habe ich noch niemanden getroffen,
der einen solchen Hinweis als Anlass nimmt, sich
einen neuen Browser herunterzuladen, und dann
erneut auf die Seite surft.
Wie wichtig Konkurrenz ist, sieht man gerade
an der Geschichte mit der Münchner Stadtverwaltung:
Ohne die Existenz des Konkurrenten Linux hätte
Microsoft kaum neue und günstigere Konditionen
eingeräumt, von denen auch andere profitieren
können, die sich nicht von Microsoft verabschieden
wollen.
|