Im März 2003 widmete sich der
AK Webdesign des FIWM
zusammen mit der Veranstaltungsreihe Netzblicke
dem Thema Usability. Oliver Diekamp (Ref. Internet
und Virtuelle Hochschule der LMU) referierte über
seine Studie „Visuelle Wahrnehmung von Webseiten“,
in deren Rahmen er übrigens das „Mouse-Tracking-Verfahren“
entwickelte.
Die Ergebnisse seiner Studie helfen Webdesignern,
sich bei der Gestaltung näher an der Zielgruppe
zu orientieren. Welche Objekte bekommen die meiste
Aufmerksamkeit, inwieweit bestimmt die Seitengestaltung
die Bewertung einer Webseite? Die Antworten dieser
Fragen helfen, einen Wahrnehmungsverlauf in der
Gestaltung vorzugeben.
Bildelemente sind Hingucker
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein vorhandenes Bildelement
als Erstes beachtet wird, liegt bei 26%. Mit einigem
Abstand folgen dann Hyperlinks mit 8%, die Navigationsleiste
mit 7%, Banner mit 3% und Text mit 1%. Wohl bedingt
durch Browsernavigation und –menü liegt
durchschnittlich der erste visuelle Seiteneinstiegspunkt
im oberen linken Bereich einer Webseite. 41% aller
Besucher beachten diesen Bereich als Erstes. Befindet
sich in oder um diesen Seiteneinstiegspunkt ein
Foto mit einem Gesicht, wird dies mit einiger
Sicherheit vor allen anderen Elementen wahrgenommen.
Diese erste Fixation ist jedoch nur von sehr kurzer
Dauer.
Navigationselemente sind am Wichtigsten
Es überrascht uns nicht, dass die Navigation
einer Seite durchschnittlich am meisten Beachtung
findet – schließlich müssen die
Besucher sich erst mal zurecht finden, um an ihre
Information zu gelangen. Von der gesamten Betrachtungszeit
entfallen im Durchschnitt 78% auf die Beachtung
der Navigationsobjekte. Hyperlinks werden zu 9%,
Bildobjekte nun nur noch zu 4%, Textobjekte zu
5% und Banner zu 2% beachtet.
Was wichtig ist muss nach oben
Den ersten zwei Fünftel der Webseite werden
73% Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ist die horizontale
Position nicht unbedingt von Bedeutung. Die mittleren
und unteren Bereiche hingegen werden lediglich
zu ca. 25% beachtet. Für selbstverständlich
dürfte uns erscheinen, dass Inhalt, der ohne
zu scrollen ersichtlich ist, mehr Beachtung geschenkt
wird als verdecktem Inhalt.
Weniger ist mehr
Stark mit Bild und Text überladene Webseiten
verwirren die Benutzer, da sie sich schwerer tun,
wichtige Information optisch von unwichtiger zu
unterscheiden. Schlank gestaltete Webseiten wurden
in der Studie generell höher bewertet, mit
Bildern und Text vollgeladene Webseiten schnitten
hingegen schlechter ab.
Frauen sehen anders
Einer Studie der Firma MediaAnalyzer Software
& Research GmbH zufolge legen Männer
und Frauen bei der Betrachtung von Webseiten unterschiedliche
Wahrnehmungsmuster an den Tag. Während Männer
mehr auf Bildmaterial schauen, achten Frauen eher
auf Textelemente. Frauen beachten auch Navigationselemente
und Menüs stärker im Gegensatz zu Männern.
Was passiert mit Bannern?
Obwohl Werbebanner an den optimalen Stellen platziert
werden, bekommen sie im Verhältnis sehr wenig
Beachtung. Begründet wird dies durch die
sogenannte „Banner Blindness“: Die
Nutzer haben sehr schnell gelernt, bestimmte Banner-Gestaltungsmuster
sofort zu erkennen - durch die Lage auf der Seite,
Größe und typische Erscheinung (Animation).
Da ein Nutzer nicht wegen der Werbebanner auf
eine Webseite kommt, reagiert das Auge zum Teil
gar nicht mehr auf den Reiz. Somit filtert der
Nutzer den Banner automatisch aus.
Fazit
Wichtige Information sollte möglichst weit
oben auf der Seite platziert werden. Ein Firmenlogo
oder die Seitennavigation wird im oberen linken
Bereich als Erstes wahrgenommen, was im Sinne
des Betreibers nützlich sein dürfte.
Allerdings sollte diese Tatsache uns nicht entmutigen,
auch für unkonventionelle Lösungen offen
zu sein. Man kann sich durchaus mit neuen Wegen
der Seitenaufteilung befassen. Hauptsache ist,
dass sich der Besucher durch eine kluge Benutzerführung
leicht zurechtfindet. Dann kann man durchaus auch
mal den „Standardweg“ verlassen.
Grundregeln zur Webseiten-Erstellung:
- Eine gründliche Planung sowie eine gut
durchdachte Strukturierung und Inhalte sind
die Basis einer erfolgreichen Webseite;
- erstellen Sie ein Raster für die Webseite
und richten Sie alle Elemente fix daran aus;
- wichtige, sich auf jeder Seite wiederholende
Elemente sollten immer an gleicher Stelle zu
finden sein (z.B. Logo, Navigation);
- wichtige Informationen gehören in den
oberen Bildschirmbereich;
- mit animierten Bildern & Texten sparsam
umgehen;
- den Fließtext mit ca. 50-70 Zeichen
pro Zeile darstellen;
- nicht mehr als 3 Schriftgrade verwenden;
- für Textdarstellung genügend Kontrast
zum Hintergrund verwenden, möglichst keine
Komplementärfarben aufeinander;
- nicht zu bunt: ein charakteristisches Farbklima
als Identifikationsmerkmal verwenden (im Sinne
des Corporate Design).
Die Liste ließe sich noch sehr lange fortführen.
In der Infobox rechts finden Sie weiterführende
Links zum Thema sowie Quellenangaben, die allemal
einen Klick wert sind.
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