Frauen in Führungspositionen sind
heute keine Seltenheit mehr. Dennoch sind sie
noch deutlich in der Minderheit. An der Kompetenz
und der Qualifizierung kann es nicht liegen. Hier
sind Frauen mindestens ebenso gut qualifiziert
wie Männer. Sicher, es fehlen immer noch
Betreuungsplätze, auch in großen Unternehmen,
und viele Frauen möchten Familie und Karriere
vereinbaren. Führungskraft oder Unternehmerin
zu sein bedeutet meist mehr als Vollzeit-Engagement.
Kontakte nutzen
Neben der mangelnden Flexibilität des Arbeitsalltags
fehlen das nötige Insiderwissen und Kontakte
zu anderen Menschen, die ähnliche Situationen
erfolgreich bewältigt haben. So sehen sich
viele Frauen als Einzelkämpferinnen und beschreiben
den Weg nach oben oft als sehr steinig. Männer
nutzen seit Jahrhunderten Netzwerke und gezielte
Kontakte zu Mentoren. Diesen Weg auch für
Frauen zu eröffnen, kann große Chancen
bieten.
Zwei Beispiele, wie Mentoring von Frauen für
Frauen funktioniert:
- Der Weg nach oben - die gläserne Decke
Frauen in Führungspositionen müssen
nach einer erfolgreichen Karriere häufig
feststellen, dass der nächste Schritt in
eine Top-Position verwehrt bleibt. Trotz Qualifikation
stoßen sie an ein unsichtbares Hindernis,
die sog. gläserne Decke.
Nicht nur die Qualifikation spielt bei der Beförderung
eine Rolle, ebenso wichtig sind Kontakte in
die höhere Führungsebene. Hier kann
eine Mentorin als direkte Linienvorgesetzte
Kontakte herstellen oder durch direkte Zusammenarbeit
erkennen, wie verlässlich die Anwärterin
ist. Eine externe Mentorin kann speziell auf
die Situation der Ratsuchenden eingehen, aus
eigenem Erfahrungsschatz geeignete Vorschläge
für die nächsten Schritte erarbeiten
oder ggf. Kontakte zu anderen Firmen herstellen.
Das Gefühl, den Rücken gestärkt
zu bekommen gibt zusätzliche Energie für
die Konzentration auf das Wesentliche.
- Berufsrückkehrerinnen
Häufig unterbricht die Familienphase die
Karriere einer Frau. Der Wunsch nach Rückkehr
in den Beruf bringt spezielle Probleme mit sich.
Der Kontakt zur Arbeitswelt geht verloren, die
neuen Entwicklungen im Management sind nicht
bekannt ebenso wie die ungeschriebenen Regeln.
Eine erfahrene Mentorin kann hier zunächst
ermutigen und im Vorfeld geeignete Strategien
entwickeln, um Krisen bei der Stellensuche zu
bewältigen. Ist diese Hürde genommen,
unterstützt die Mentorin ihre Mentee bei
der Harmonisierung von Bedürfnissen der
Familie und Anforderungen des Berufs und hilft
dabei, wieder den geeigneten Platz im Arbeitsleben
zu finden und Versäumtes nachzuholen.
Neben den Vorteilen des frauenspezifischen Mentorings
gibt es auch Bedenken. Einige Frauen wollen kein
frauenspezifisches Angebot. Sie wollen nicht in
die Schublade der Frauenquote gesteckt werden
und erhoffen sich von Kontakten zu Mentoren bessere
Aufstiegschancen in einer männlich dominierten
Arbeitswelt. Mentoring für Frauen kann da
erfolgreich ansetzten, wo frauenspezifische Probleme
auftreten. Deshalb ist es keine Extrawurst für
Frauen, vielmehr eine Chance von beiden Geschlechtern
zu lernen.
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